Unser Büro – so wird’s fair: Betriebliche Altersvorsorge
Wir fragen Dr. Markus Dimmer, Vorstand der Unterföhring Miteinand eG: Betriebliche Altersvorsorge und Nachhaltigkeit – wie passt das zusammen?
“Das umlagefinanzierte gesetzliche Rentensystem in Deutschland gerät zusehends in Schieflage, da wir immer älter werden und sich das Verhältnis von Arbeitnehmern zu Rentnern verschlechtert. Uns allen ist bekannt, dass künftige Generationen von Rentnern eine geringere Absicherung im Alter genießen können als bisherige. Die Regierung hat das Rentenniveau bis 2025 auf mindestens 48% fixiert und muss selbst dafür hohe Zuschüsse in die Rentenkasse leisten (Quelle 1).
Experten empfehlen zumeist mit mindestens 80% des letzten Nettogehalts als benötigter Rentenhöhe zu planen (Quelle 2). Damit ergibt sich in der Regel eine substantielle Rentenlücke, die es zu schließen gilt (eigene Rentenhöhe bestimmen mit dem Online Rechner der Deutschen Rentenversicherung, Quelle 3).
Die Möglichkeiten für das Alter finanziell vorzusorgen sind grundsätzlich vielfältig – neben zahlreichen privaten Vorsorgeprodukten gibt es auch die Möglichkeit der betrieblichen Altersvorsorge:
- Arbeitgeber haben die Möglichkeit durch ein attraktives (arbeitgeberfinanziertes) betriebliches Altersvorsorgesystem qualifizierte Mitarbeiter zu werben und langfristig zu binden.
- Wenn der Arbeitgeber das nicht bietet, kann der Arbeitnehmer selbst mittels Gehaltsverzicht betrieblich vorsorgen (Entgeltumwandlung). Hierbei ist der Arbeitgeber zu einem Zuschuss (etwa 15%) verpflichtet. Die Beiträge werden erst in der Rentenphase besteuert, was auch vorteilhaft sein kann. Ob sich eine hauptsächlich vom Arbeitnehmer finanzierte Vorsorgelösung lohnt, hängt stark von dem gewählten Produkt ab. Gerade bei versicherungsbasierten Lösungen sollte man dies genau durchrechnen.
- Weit verbreitet sind sogenannte Direktversicherungen, d.h. das Geld wird über einen Lebensversicherer angelegt, der gleichzeitig eine (teilweise) Garantie für die eingezahlten Beiträge gibt. Der Arbeitgeber ist hierbei für die Produkt- bzw. Anbieterauswahl verantwortlich und sollte daher auch dafür Sorge tragen, dass der jeweilige Anbieter ein nachhaltiges Vorsorgeprodukt für die eigene Belegschaft anbietet.
- Vor allem bei der Anlage des gesparten Geldes sollten nachhaltige Aspekte eine Rolle spielen, idealerweise hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit selbst entsprechend der eigenen Einstellung bezüglich Nachhaltigkeit anzulegen.
- Bei den angesprochenen Direktversicherungen wird das Geld in der Regel zu einem Teil oder vollständig im sogenannten Deckungsstock des Versicherers angelegt, der übrige Teil kann ggf. noch in Fonds oder andere kapitalmarktnahe Instrumente investiert werden.
- Der Deckungsstock der meisten Versicherer hat noch großen Handlungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit, wo hingegen es bereits eine Vielzahl (wirklich) nachhaltiger Fonds am Markt gibt.”
Tipps zur nachhaltigen Altersvorsorge – so wird’s fair:
- Wir können bei unserem Arbeitgeber nachfragen, wo das Geld zur betrieblichen Altersvorsorge angelegt wird
- Je nach Größe des Betriebs, können wir auch beim Betriebsrat, Personalabteilung oder den Nachhaltigkeitsbeauftragten bitten, das Thema anzugehen
- Der Arbeitgeber kann sich für die Auswahl Hilfe von unabhängigen Berater*innen bzw. Makler*innen holen und dort gezielt auch danach fragen, wie das Geld denn bei den jeweiligen Produktlösungen angelegt wird. Wird es nachhaltig angelegt oder nicht?
- Orientierung bei der Bewertung der Nachhaltigkeit der Produkte bieten unabhängige Nachhaltigkeitsbewertungen (Quelle 4), die EU-Offenlegungsverordnung (Quelle 5) und entsprechende Informationen der Produktgeber über die Geldanlage (z.B. über Ausschlusskriterien oder Ziele).
Altersvorsorge und Nachhaltigkeit: Unbedingt zusammen denken. Je früher wir anfangen, desto besser!
Interessiert euch eines der Themen mehr? Wir freuen uns über Anregungen und Kritik auf info@zukunft-unterfairing.de
Unsere Serie im Überblick:
Einleitung zu unserer Serie „Unser Büro – so wird’s fair“
Zum ersten Artikel „Unser Büro – so wird’s fair: Denkanstöße für einen nachhaltigeren Büroalltag“
Zum zweiten Artikel „Unser Büro – so wird’s fair: Snacks & Mittagspause“
Zum dritten Artikel „Unser Büro – so wird’s fair: Energie, IT und Mobilität“