Fair und nachhaltig … ans Grab

202110BlogFair...ans Grab

Heute schon an danach denken

Bei Nachhaltigkeit denkt man oft an die nächste Generation. Den Kindern noch eine lebenswerte Welt hinterlassen. Doch es gibt eine Deadline, bis zu der man etwas machen kann. Also zu der jede*r einzelne sich zu etwas entscheiden kann: der Tod ist die letzte Deadline, die jede*r erreicht. Hier kommen ein paar kurzweilige Tipps, wie selbst der Tod etwas nachhaltiger werden kann. Wer vorher denkt, dem wird später gedankt.

1. Bestattung

Das „Wie“ und „Wo“ sind bei Bestattung wichtig. „Wie“ ist einfach: Verbrannt oder eben nicht. 2019 waren ca. 70 % der Bestattungen in Westdeutschland Feuerbestattungen, fast der gesamte Rest Erdbestattung. [1]

Beim „Wo“ kann man kreativ werden: See (nur im Meer, kein See oder Fluss), Almwiesen, Eis, Fels, Gruft – vieles ist möglich. Poschinger Weiher zum Beispiel geht nicht, sorry. Je weniger und kürzer Menschen (Trauergäste, Leichnam und evtl. Urne) transportiert werden müssen und je einfacher die Beerdigung ist, desto nachhaltiger.

Bei der Erdbestattung mit Sarg gelangen alle Materialien des Sarges (Kunststoffe, Leim, Metalle, Lacke, Stoff etc.) sowie sämtliche im Laufe des Lebens im Körper angesammelten Schadstoffe in den Boden. Herstellung des Sarges und Transport desselben (mit und ohne Leichnam) sind hier nur ein kleiner Teil der Rechnung. 

In Unterföhring gilt hier: „Särge und Sargausstattungen dürfen nicht aus Kunststoffen oder sonstigen nicht verrottbaren Werkstoffen hergestellt werden.“ und „Die Kleidung der Verstorbenen soll nur aus Papierstoff, Leinen oder Baumwollstoff bestehen.“[2] Man kann sich hier also an die Regeln halten, auf FSC-Zertifizierung und Holz aus der Region beim Sarg und Bio-Standards bei dem Baumwollstoff in der Innenausstattung achten.

Die Platz sparendere Feuerbestattung benötigt Gas, und aus der Verbrennung selbst resultieren Schadstoffe und Feinstaub. Letztere gelangen zwar durch Filteranlagen nicht in die Umwelt, müssen nichtsdestotrotz entsorgt werden. Die Asche eines Verstorbenen ergibt jedoch eine geringere Belastung für Boden und Grundwasser als der komplette Leichnam bei einer Erdbestattung. Auch hier kann man bei der Urne auf Nachhaltigkeit durch zum Beispiel Weidenurnen setzen.

2. Ein Grab will gestaltet werden.

Hier ein paar Tipps:

  • Mehrjährige einheimische Insektenfutterpflanzen auch im Herbst sparen Zeit und Geld
     (Herbstaster, Fette Henne, Herbstzeitlose, Leinkraut, Rundblättrige Glockenblume, Herbstkrokus, mehr unter [4])
  • Bei Gestecken auf Naturmaterialien achten
  • Klassische Grablichter im Glas brauchen weder Batterie noch PVC
  • Je nach Tradition lokal hergestellte Grabsteine, -kreuze oder -platten aus regionalen Materialien freuen nicht nur einheimische Handwerker

In Unterföhring gilt, dass „nur kompostierbarer Grabschmuck verwendet werden“ darf, die „Verwendung von Kunststoffen und sonstigen nicht verrottbaren Werkstoffen in sämtlichen Produkten der Trauerfloristik, insbesondere in Kränzen, Trauergebinden und -gestecken, im Grabschmuck und bei Grabeinfassungen sowie bei Pflanzenzuchtbehältern ist nicht zulässig. Ausgenommen sind Grabvasen und Gießkannen.“ „Es dürfen keine Grablichthüllen verwendet werden, die aus nicht verwertbaren Stoffen, wie PVC oder dergleichen bestehen.“ Außerdem „Chemische Pflanzenschutz- und Unkrautbekämpfungsmittel sind unzulässig.“ [2]

Übrigens: Anders als bei Lebensmitteln, ist Bio-Erde nicht gesetzlich geschützt als Bezeichnung, aber immerhin darf kein Kunstdünger enthalten sein. [3]

3. Da ist noch was übrig.

Falls gewollt, kann man testamentarisch verfügen, dass das Vermögen an eine Umweltorganisation geht. Alternativ kann zu Lebzeiten eine Stiftung mit speziellem Zweck für das Vermögen gegründet werden. Es ist auch  möglich, einem Stiftungsfonds einer bestehenden Stiftung beizutreten, wenn diese die gewünschten Ideen bereits verwirklicht.

4. Spenden ohne Geld.

Organspende ist wohl das Nachhaltigste, was man vererben kann. In Deutschland gilt das Opt-In-Prinzip: Organe dürfen in Deutschland nur mit einer Einwilligung entnommen werden. Hierfür reicht ein Zettel mit Unterschrift. Mit Organspendeausweis ist‘s noch besser: einfach gleich ausfüllen unter https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-download-und-bestellen.html

Zusammengefasst ist noch wichtig, dass keine Lösung des einen die richtige Lösung des anderen ist. Vorab mit Menschen im eigenen Leben über Wünsche zu sprechen, ist und bleibt der wichtigste Tipp. Perfektion gibt es hier nicht, denn: Jede*r Einzelne kann nicht alles tun, was die Welt braucht. Aber die Welt braucht alles, was jede*r Einzelne tun kann.

Quellen:

[1] https://www.aeternitas.de/inhalt/bestatten_beisetzen/themen/bestattungsformen/feuerbestattung/geschichte_zahlen

[2] http://www.unterfoehring.de/fileadmin/PDF/Satzungen_und_Verordnungen/Satzung_Bestattung.pdf

[3] https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/grabschmuck-umweltfreundlich-41195

[4] https://www.umweltberatung.at/kompostierbarer-grabschmuck

Weiterführende Links:

In Bayern fiel die Sargpflicht erst im April diesen Jahres, seither entscheiden Kommunen selbst darüber, ob eine Erdbestattung ohne Sarg auch möglich ist: https://www.br.de/nachrichten/bayern/lockerung-der-sargpflicht-in-bayern-reaktionen-aus-unterfranken,STrrjWX

Mehr Infos zur in Deutschland nicht möglichen Promession:
https://www.deutschlandfunk.de/oekologische-beerdigung-kompostieren-als-bestattungsmethode.676.de.html?dram:article_id=491499

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